Im Juli 2009 wurde das ehemalige Gutshaus der Familie von Ribbeck nach umfassender Renovierung wiedereröffnet.
Es ist in den letzten Jahren durch den Landkreis saniert worden und beherbergt jetzt ein Standesamt, ein Museum, wechselnde Ausstellungen, eine Gastronomie und einen Veranstaltungssaal.
Informationen zu Konzerten, Restaurant und Museum erhalten Sie direkt im Schloss oder per Telefon 033237 85 900
Schloss Ribbeck GmbH
Theodor-Fontane-Straße 10
14641 Ribbeck
Die Geschichte des Schlosses
Es gibt sehr wenige schriftliche Quellen über das Herrenhaus in Ribbeck, seine Baugeschichte und Vorgängerbauten. Im Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler in der Provinz Brandenburg von 1885 ist Ribbeck nicht erwähnt, auch in den Kunstdenkmälern der Provinz Brandenburg von 1913 findet sich mehr über die Kirche, als über das Gutshaus.
Das „Doppeldachhaus"
Nach dem Brand eines älteren Gebäudes wird in Familienaufzeichnungen ein aufwendiger Neubau des Gutshauses für das Jahr 1826 erwähnt. Das Dehio-Handbuch nennt 1821 als Baujahr, am Südgiebel des jetzigen Gebäudes steht in römischen Zahlen 1822 geschrieben. Der junge Gutsherr Hans George Karl Friedrich Ernst von Ribbeck, der das Gut „bei seiner Grossjährigkeit im Jahre 1819 als der einzige Sohn seines im Jahre 1804 verstorbenen Vaters übernommen" hatte, ließ das eingeschossige und langgestreckte Landhaus mit elf Achsen und Krüppelwalmdach errichten. Die jeweils vierachsigen Seiten rahmten den dreiachsigen Mittelrisalit, der durch kannelierte Pilaster hervorgehoben und von einem Dreiecksgiebel bekrönt war. Eine Freitreppe führte hinab in den Garten, das Erdgeschoss befand sich also auf erhöhtem Niveau, darunter ein Keller als Souterrain.
Fontane bezeichnete das Haus aufgrund seines Krüppelwalmdaches als „Doppeldachhaus". In einem kürzlich vom Fontane-Archiv veröffentlichten Brief erklärt er auf Anfrage: „ein Doppeldachhaus ist ein Haus, dessen Dach einen Knick im stumpfen Winkel hat. Also etwa so[Skizze]. Der Lehrer, der die Frage gestellt hat, muss sehr gewissenhaft und sehr philiströs sein, also wohl ein richtiger Märker."
Der Umbau von 1893
Im Jahre 1893 wurde das Herrenhaus durch Hans Georg Henning von Ribbeck erweitert. Vermutlich wurde das obere Geschoß auf den Grundmauern des alten Hauses aufgesetzt. Der einfache Baukörper mit zurückhaltenden Verzierungen und weitgehend glatter Fassade und dem nur leicht betonten, kaum hervortretenden Mittelrisalit entspricht der Tradition der einfachen märkischen Landhäuser. Der architektonische Ausdruck zeugt aber auch von der Zurückhaltung der Familie von Ribbeck, einen sicherlich vorhandenen Reichtum nach außen zu zeigen. Die gewachsenen räumlichen Bedürfnisse führten zu einer Verdreifachung der Geschosse. Der Fries unter dem geschwungenen Giebelfeld trägt die Jahreszahl MDCCCXXII, die auf das Baujahr des einstöckigen Vorgängerbaus hinweist. Auf alten Fotografien sind Vasen, Kugeln und andere Aufsätze zu erkennen, die die Dächer der Mansardfenster und der Giebel sowie die Ecken der Balkonbrüstung bekrönten. Diese Schmuckelemente waren vermutlich schon vor den Umbauarbeiten verschwunden, möglicherweise im Krieg zerstört oder geplündert. An der Nordseite schloss sich ein Gewächshaus mit einem direkten Zugang vom Salon an das Herrenhaus an. Es ist nur auf Fotos des Vorgängerbaus abgebildet, wurde aber erst beim Umbau zum Pflegeheim abgerissen.
Die Gutsanlage
Die Anlage des Gutes ist trotz der Veränderungen noch heute zu erkennen. Auf der Wiese vor der Auffahrt zum Portal befand sich ursprünglich ein Reitplatz. Der Hof vor dem Herrenhaus war begrenzt von dem Gärtnerhaus mit dem „Gliensaal' im Norden, das bereits Anfang der 4oer Jahre abgerissen wurde, der Remise im Westen (heute Wohnhausneubau) und dem Familienfriedhof. Die Kirche steht im Zentrum des Dorfes und verbindet so Herrenhaus und Gutshof.
Gegenüber der Kirche stand das Inspektorenhaus, ein Backsteinbau mit steilem Satteldach, in dem die Familie von Ribbeck bis 1947 wohnte. Heute erscheint es als graugeputzte Baracke am Rande des alten Gutshofes. Dieser wird eingeschlossen von den großen Scheunen, dem Kuh-, dem Schweinestall und der Brennerei. Ursprünglich befanden sich auf diesem Gelände zwei Gutshöfe. Nachdem 1837 die Familie von Ribbeck das Bardelebensche Gut erworben hatte, wurden beide Höfe abgerissen und mit Ziegeln der eigenen Ziegelei der noch heute erkennbare Gutshof errichtet.
Die Anlage des ehemaligen Gartens um das Herrenhaus lässt sich hingegen nicht mehr rekonstruieren.Einzig die idealisierte Zeichnung des „Doppeldachhauses" zeigt Wiesen mit einem Wasserlauf und einer Brücke auf der Ostseite. Offenbar setzte sich der Garten jenseits der Dorfstraße fort. Wilhelm Otto Max von Ribbeck aus der osthavelländischen Linie beschrieb 1902 nach einem Besuch in Ribbeck den Garten „mit herrlichen alten Bäumen und sehr wohlgepflegt, leider aber kein
zusammenhängender Park, sondern nur einzelne Stücke".
Jenseits der Berlin-Hamburger-Chaussee setzt sich das Dorf Ribbeck fort. Hier sind noch die niedrigen Häuser der Gutsarbeiter erhalten, sowie die „Schnitterkaserne“, in der die Lohnarbeiter zur Erntezeit wohnte. Heute wird sie als Schafstall genutzt. Die angedeuteten kurzen Ecktürmchen und die Gestaltung des Giebels mit Fenstern der verschiedensten Form und Größe, zeugen von der ländlichen Backsteinbaukunst auch bei profanen Gebäuden.
Zustand des Herrenhauses nach dem Krieg
Hans Georg von Ribbeck und seine Familie mussten bereits 1943 das Herrenhaus räumen und wohnten seitdem im In-spektorenhaus gegenüber der Kirche. Das Jagdgeschwader der Luftwaffe „von Richthofen" mit Sitz in Staaken nutzte das Gebäude als Gefechtsstand. Trotz dieser Nutzung wurde das Herrenhaus während des Krieges nicht beschädigt. Die Flucht der Familie von Ribbeck endete schon an der Havel, doch bei der Rückkehr waren sämtliche Möbel aus dem Schloss und Inspektorenhaus geplündert. Marie Agnes von Ribbeck, die Frau des in Sachsenhausen umgebrachten letzten Gutsbesitzers, und die Familien ihrer Kinder konnten zunächst weiter in Ribbeck leben und erhielten als anerkannte Opfer des Faschismus wieder 25 ha Grund und Boden. Die Bodenreform unter der Parole „Junkerland in Bauernhand" sorgte ab 1945 nicht nur zur Verteilung der herrschaftlichen Ländereien, sie führte auch zur rabiaten Zerstörung von Gutshäusern und Inventar sowie zur Vertreibung der märkischen Adelsgeschlechter. Auch in Ribbeck wurde die Familie durch einen SMAD-Befehl ausgewiesen und musste am 11. November 1947 den Ort binnen 24 Stunden verlassen, den sie 600 Jahre geprägt hatte.
Die Bundesregierung hat eine Rückgabe der ehemals Ribbeckschen Liegenschaften gem. § i Abs. 6 Vermögensgesetz nicht zugelassen, sondern die Familie nach dem NS-Verfolgten-Entschädigungsgesetz für den Vermögensverlust entschädigt.
Umbau zum Pflegeheim
Der Beschluss, das Gutshaus in Ribbeck als Altenpflegeheim zu nutzen, führte zwischen 1954 und 1956 zu grundsätzlichen Instandsetzungs- und Umbauarbeiten, die das ursprüngliche Aussehen des Herrenhauses teilweise erheblich veränderten.Im Landesdenkmalamt Brandenburg vorliegende Bauakten und -Zeichnungen dokumentieren den damaligen Zustand und die geplanten Umbauten.
Die geschwungenen Giebel der Eingangs- und Gartenseite sind detailliert gezeichnet worden, bevor man sie abtrug. Die ovalen Fenster im Giebelfeld verzierten Stuckreliefs mit Blattwerk. Auf der Gartenseite stand die Jahreszahl des Umbaus MDCCCXCIII im Fries des Giebels analog zur Datierung des Vorgängerbaus an der Südseite. Außerdem befand sich im Tympanon des Südgiebels das Wappen der Ribbecks als große Stuckkartusche. Die genaue Bauaufnahme lässt vermuten, dass ursprünglich eine Rekonstruktion der zerstörten Bauteile vorgesehen war. Ein Briefwechsel zwischen dem Institut für Denkmalpflege der DDR und dem Entwurfsbüro für Hochbau Potsdam16 dokumentiert die zunehmende Vereinfachung der Formen aufgrund von Einsparungen bei den Baukosten. Die einmal abgetragenen geschwungenen Giebel wurden durch einfache Dreiecksgiebel ersetzt, die ovalen Fenster nicht mehr verziert. Dem Südgiebel, der stabil genug war und nicht abgetragen werden musste, blieb die geschwungene Form erhalten. Das Wappen fiel jedoch bei Putzarbeiten ab. Auch die Jahreszahl an der Gartenseite wurde nicht wieder angebracht, was seitdem zu den unterschiedlichsten Datierungen in Artikeln über das Ribbecker Herrenhaus führt, da heute nur noch die Jahreszahl des alten Gutshauses (1822) an der Südseite zu lesen.
Textauszüge aus „RIBBECK, Schlösser und Gärten der Mark“ Eine Broschüre herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft e. V.