Ribbeck und die Familie von Ribbeck seit 1237
Vorgeschichte
Das Dorf Ribbeck - erstmals 1375 in Landbuch Kaiser Karls IV genannt - liegt 30 Km von der westlichen Stadtgrenze Berlins entfernt, idyllisch in einer Senke an der Bundesstraße 5 nach Hamburg und wurde durch das Gedicht von Theodor Fontane über den "Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand..." weithin bekannt.
Die Familie von Ribbeck wurde erstmals 1237 mit Heinrich von Ribbeck, Priester in Brandenburg, genannt und begann ihre Geschichte in Ribbeck wie viele märkische Familien unter den Askaniern.
Im Lehnsbrief des Kurfürsten Johann "Cicero" aus dem Jahre 1485 wurden acht Mitglieder der Familie von Ribbeck in Ribbeck zu "gesampter hannt" mit drei Gütern belehnt. Landgewinn erzielte sie auch durch die Beteiligung an der Trockenlegung des havelländischen Luchs durch den preußischen Soldatenkönig und Friedrich II sowie durch Zukäufe, beispielsweise des von Bardelebenschen Besitzes in Ribbeck im 19. Jahrhundert.
Der Alte und der Birnbaum
Hans - Georg von Ribbeck war freundlich zu den "Bauern und Büdnern" und ver¬schenkte Mittags gerne Birnen an die Kinder des Dorfs. Er starb 1759 im hohen Alter und erbat angesichts seines knauserigen Sohnes listig eine Birne mit ins Grab.
Drei Jahre später wuchs aus der Gruft an der Kirche ein Birnbaum, der seine Früchte wieder den Kindern anbot...."So spendet Segen noch immer die Hand des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland."
Der Stumpf dieses 1911 durch einen Sturm abgebrochenen legendären Birnbaums ist heute noch in der Ribbecker Kirche zu sehen. An seiner Stelle steht an der Kirche heute ein neuer Birnbaum.
Einem Pomologen ist es gelungen, den Birnbaum, von dem der „Alte“ Birnen spendete, zu bestimmen und die heute so genannte „Melanchton Birne“ zu erhalten.
Teilung der Familie
Im 18. Jhd. teilte sich die Familie in einen westhavelländischen Zweig, der in Ribbeck blieb und einen osthavelländischen Zweig in Groß Glienicke. Der dort begüterte Hans-Georg III beeinflusste wesentlich die Geschichte der Stadt Spandau, wovon heute noch das Erbbegräbnis der Familie in der St. Nicolaikirche zeugt.
Die Besitzungen in Groß Glienicke, Hoppenrade, Dyrotz, Seegefeld, Dallgow, Neuendorf, Boßdorf, Assau und Horst sowie das Ribbeck-Haus in der Berliner Breitestrasse wurden in schwierigen Zeiten vom osthavelländischen Zweig der Familie jedoch wieder verkauft.
1944-1945-1947
Die Familie hat schwierige Zeiten erlebt, in denen auch starke Frauen den Fortbestand der Familie sicherstellten. Auf dem landwirtschaftlich geprägten Stammsitz Ribbeck hat sie sich bis zur Verfolgung und Enteignung durch die NS-Regime 1944 gehalten. 1945 wurden ihr im Rahmen der Bodenreform aus dem ehemaligen Eigentum als Neusiedlerstelle 25 Hektar Land und Wald sowie ein Haus zugewiesen.
1947 wurde sie durch einen Befehl der sowjetischen Militär Administration endgültig aus Ribbeck ausgewiesen.
Der letzte Herr auf den Gütern Ribbeck und Bagow war Rittmeister Hans von Ribbeck.
Er gehörte zu einer Gruppe, die sich aus Gutsbesitzern und Intellektuellen der Mark Brandenburg zusammengefunden hatte und Hitler die Gefolgschaft versagte. Er war ein gläubiger Mensch und dem Kaiser treu. Im Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch, nach dem Hitler sich unbotmäßiger Gegner entledigte, war er 1934 schon einmal verhaftet worden. Er kam durch die Fürsprache von Hindenburgs wieder frei, stand aber fortan unter ständiger Beobachtung.
Er galt als überzeugter Gegner Adolf Hitlers und machte daraus keinen Hehl. Er war undiplomatisch, nannte ihn einen Halunken und lehnte den "Deutschen Gruß" strikt ab. Er habe auch einen geheimen Sender betrieben und mit dem Feind korrespondiert.
Auslöser für seine Liquidierung als Feind des Volkes im Mai 1944 durch die Gestapo war ein Zwischen-fall auf einem Ribbeckschen Feld. Hans von Ribbeck hatte sich zur Absturzstelle eines englischen Kampfbombers begeben. Er ermahnte einen dorthin abgestellten Wehrmachtsoffizier sehr energisch an seine Pflicht, Schaulustige am Zertrampeln seines aufkeimenden Getreides zu hindern. Dies ergab ein heftiges Wortgefecht, in dem er auch mit seiner Reitpeitsche drohte.
Kurz darauf wurde er verhaftet und von der Geheimen Staatspolizei in das Konzentrationslager Sachsen-hausen gebracht, wo er im Februar 1945 ums Leben kam.
Das Gut wurde auf Veranlassung der NS-Partei unter Verwaltung gestellt und der Familie verfolgungsbedingt schon 1944 gänzlich die Verfügung über ihre Güter Ribbeck und Bagow entzogen.
1945 durfte die Familie als „Neusiedler“ zunächst in Ribbeck bleiben, wurde 1947 von den Kommunisten als ehemalige Grundbesitzer dann aber endgültig ausgewiesen und floh in den Westen.
Rückkehr
Gegen einen entsprechend auf §1 des Vermögensgesetzes gestützten beabsichtigten Restitutionsbescheid vom Dezember 1994 kam es zu Einsprüchen. Unter Hinweis auf eine Enteignung im Zuge der kommunistischen Bodenreform von 1945, die eine Rückgabe ausschließt, wurde der Rückgabeanspruch 1997 zunächst abgewiesen.
Ende 1999 stimmte die Familie letztlich einem Vergleich vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht zu. Damit wurde sie - unter Verzicht auf die vorher gerichtlich festgestellte Berechtigung zur Rückgabe - auf der Grundlage des Einheitswertes von 1935 mit Geld entschädigt.
Aus der inzwischen wieder zusammengeführten Familie hat der „Osthavelländer“ Dietrich von Ribbeck mit seiner Frau Cosima in Ribbeck einen Vierseithof gekauft und ausgebaut.
Der „Westhavelländer“ Friedrich-Carl von Ribbeck, Enkel des letzten Herrn von Ribbeck und Bagow, ist nach Ribbeck zurückgekehrt. Er hat den völlig verfallenen alten Kutschpferdestall gegenüber dem Schloss und die ehemalige Brennerei in Ribbeck zurückgekauft, zusammen mit seiner Frau Ute neu aufgebaut und sich zum Ziel gesetzt, zusammen mit seinem Vetter Dietrich die über 777 jährige Familientradition in Ribbeck fortzusetzen.
Das Schloss ist weiterhin im Besitz und Regie des Landkreises Havelland. Es ist in im Jahre 2007 denkmalskonform renoviert worden und dient als Zentrum des havelländischen Tourismus den Besuchern als Anlaufstation mit Restaurant, Museum, und Tagungsstätte.